2013/12/31

Kindstötung unter den Augen der Ämter




Hamburg – Der furchtbare Prügel-Tod der kleinen Yagmur († 3) erschüttert Hamburg. Immer neue Fragen, und immer neue Ungereimtheiten gibt es in dem Fall. Und immer neue Hinweise darauf, dass Justiz und Behörden Fehler gemacht haben!

Donnerstagabend war sich der zuständige Haftrichter sicher: Alles weist auf ein Verbrechen hin, Vater Hüseyin Y. (25) und Mutter Melek (26) bleiben in Haft, kommen ins Untersuchungsgefängnis.

Dringender Tatverdacht! Gegen den Vater wegen Totschlags, gegen die Mutter wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge durch unterlassene Hilfeleistung.

Am Mittwoch war das Mädchen tot in der Wohnung seiner Eltern an der Straße Große Holl in Mümmelmannsberg aufgefunden worden. Yagmur, die alle Yaya nannten, starb an einem Leberriss. Ihr kleiner Körper war übersät von Blutergüssen. Unfassbar: Die blauen Flecken wurden vor dem Eintreffen des Notarztes dick überschminkt!
Besonders fatal offenbar in dem Skandal die Rolle von Familienrichterin Jessica K. (40) vom Familiengericht St. Georg. Sie war es, die letztlich im vergangenen Sommer dafür gesorgt hat, dass Yagmur zu ihren leiblichen Eltern zurück musste.
Und auch das werden die Behörden erklären müssen: Nach BILD-Informationen war das Kind im Januar 2013 bereits einige Zeit bei seinen leiblichen Eltern. Und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als erstmals schwere Kopfverletzungen diagnostiziert wurden. Die schob das Ehepaar Y. der Pflegemutter Ines M. in die Schuhe. Unternehmerin Ines M. wies das zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, kam aber monatelang zu keinem Ergebnis.

Am Mittwoch hieß es noch, das Kind sei damals in der Obhut seiner Pflegemutter gewesen, deshalb danach in einem Kinderschutzhaus untergebracht worden.
Die neuen Fakten werfen folgende Frage auf: Warum gab das Jugendamt Mitte Yagmur in Abstimmung mit der Familienrichterin trotzdem im August endgültig zurück zu den Eltern?
Ebenfalls ungeklärt: Wie wurde das Wohl des Kindes in der Familie überprüft? Wie oft waren Mitarbeiter des Jugendamtes Mitte vor Ort? Wurde Hüseyin Y. auf Drogen getestet? Schließlich ist er eindeutig vorbelastet.
Bezirk-Mitte-Chef Andy Grote (45, SPD) sagte: „Wir hatten keine Erkenntnisse, dass im elterlichen Haushalt eine Gefahr für das Kind bestand.“

Ein eindeutiger Satz.

Ob Grote den Donnerstag bei der kurzfristig einberufenen Krisenkonferenz in seinem Amt wiederholte, ist nicht bekannt. Teilnehmer der Runde waren: Grote selbst, die Bezirks-Chefs Torsten Sevecke (51, SPD, Eimsbüttel),

Arne Dornquast (49, SPD, Bergedorf) und drei Jugendamtsleiter.

Ziel des Treffens: Abgleich von Akten, Erstellung einer aussagekräftigen Zeitleiste, die Rückschlüsse auf mögliche Versäumnisse zulässt.
Ergebnis: unbefriedigend. Deshalb soll jetzt die Jugendhilfe-Inspektion der Sozialbehörde helfen.
Am Tatort in Mümmelmannsberg herrscht immer noch ungläubiges Entsetzen. Ein Nachbar der Y.s: „Wir haben die Kleine erst einen Morgen zuvor mit der Mutter gesehen. Kaum zu glauben, dass sie wenig später tot war. Das war ein liebes Mädchen, wir haben es nie schreien gehört.“

Yagmur starb still. 

http://www.bild.de/regional/hamburg/kindstoetung/kinds-toetung-unter-den-augen-der-aemter-33931430.bild.html 

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